Menschen beim BVE – »Die ‚Otto Hahn‘ war 'ne Partykiste« 9 – 20 n e g i l i e t e B Statuen, massive Glocken und ein altes Steuerrad – wer den Garten von Jens Hormel betritt, findet sich in einer anderen Welt wieder. Der 74-jährige Hamburger ist seit rund 40 Jahren Mitglied des BVE, seit November 2020 wohnt er in einer Doppelhaushälfte in Groß Flottbek. Im Garten und im Haus fallen direkt drei Dinge auf, die Hormel auszeichnen: eine Sammelleidenschaft, ein Hang zum Maritimen und viele massive Möbel aus Holz – manche davon sind besonders. So steht in sei- ner Garage ein Möbelstück mit drei Füßen, auf denen oben ein Fahrradsitz angebracht ist. »Das habe ich für eine Freundin gebaut, die Probleme mit den Knien hat. So kann sie halb sitzen, halb stehen, wenn sie zum Bei- spiel in der Küche arbeitet«, sagt Hormel. »Ich muss immer bauen, ich habe immer Ideen«, erzählt der gelernte Holzbootbauer. Er ist aufgewachsen in Blankenese, seine Eltern wollten, dass er studiert. »Doch ich stand immer an der Elbe und habe auf die Schiffe geguckt. Das war alles, was mich interessierte. In der Schule habe ich Ärger gekriegt, weil ich nur Plattdeutsch sprach – wie alle meine Vorbilder.« »Dem Bund bin ich auf See entkommen« Hormel setzte sich gegen seine Eltern durch und absol- vierte eine Lehre. Danach rief die Bundeswehr Ende der 1960er-Jahre zur Musterung: »Dem bin ich entkommen, indem ich zur See gefahren bin. Seeleute wurden nicht eingezogen.« Seine erste Tour vermittelte ihm ein Cousin, der bei Hapag-Lloyd arbeitete. »Die Schiffe, die im Winter Rich- tung Karibik fuhren, waren in der Hand der Festange- stellten. Da war ich Außenseiter«, erinnert sich Hormel. »Aber: Ich konnte immer ganz gut Seemannsknoten machen. Einmal sah ich einen Matrosen, wie er etwas vertäute. Da rutschte mir raus: ‚Das habe ich auch schon mal schneller gesehen‘. Das fand der gar nicht gut – und bot mir eine Wette an. Die habe ich gewonnen, ab die- sem Zeitpunkt wurde ich akzeptiert. So einfach geht das. Und da sagen die Leute, der Mensch sei ein intel- lektuelles Wesen.« Dynamit, Waffen, Handgranaten – und eine Palette Wein Besonders eingebrannt hat sich Hormel eine Fahrt: »Bei einer Fahrt war ein französischer Ladungsoffizier an Bord. Vertraglich waren ihm anderthalb Flaschen Wein pro Tag zugesichert worden, daher mussten wir auf das volle Schiff noch eine ganze Palette Wein laden.« Doch nicht nur der Wein sei eine außergewöhnliche Fracht gewesen: »Wir wussten gar nicht, was wir da geladen hatten: 60 bis 100 Tonnen Dynamit, dazu Waffen, Muni- tion und Handgranaten. Wir waren praktisch eine gigan- tische schwimmende Bombe.«