20. Juni 2022

„Für mich gibt es keine schönere und sinnvollere ehrenamtliche Tätigkeit“

20. Juni 2022

Lieber Herr Pohlmann, Sie sind ein sehr verdientes Mitglied unseres Aufsichtsrates und wir sind heute zusammengekommen, um ein besonderes Jubiläum mit Ihnen zu feiern. Seit wie vielen Jahren sind Sie Aufsichtsratsmitglied unserer Genossenschaft?

Mitglied beim BVE wurde ich im Jahr 1970, also vor gut 52 Jahren. Ich war bei der Post beschäftigt und der BVE hat vielen „Postlern“ und deren Familien damals in Norderstedt Wohnungen zur Verfügung gestellt. Das waren ein tolles Miteinander und eine tolle Gemeinschaft rund um die Poppenbütteler Straße. Durch den starken genossenschaftlichen Austausch in dem Quartier bin ich rasch zum Mitgliedervertreter gewählt worden. Der Schritt in den Aufsichtsrat folgte dann auf der Vertreterversammlung 1971. Von 1996 bis 2012 war ich Aufsichtsratsvorsitzender. Ich bin zwar schon eine Weile dabei, aber für mich gibt es nach wie vor keine schönere und sinnvollere ehrenamtliche Tätigkeit. Ich möchte mithelfen, den mehr als 22.000 Mitgliedern des BVE und ihren Familien eine Wohnung und damit eine Heimat zu geben. Auf der Vertreterversammlung 2022 wird meine Zeit im Aufsichtsrat dann aber zu Ende gehen.

Herr Pohlmann

In über 50 Jahren in diesem Gremium haben Sie sicher eine Menge erlebt. Welche besonderen Anekdoten fallen Ihnen ein?
Die Arbeit im Aufsichtsrat hat sich über die Zeit natürlich verändert. In meinen ersten Aufsichtsratssitzungen wurde furchtbar viel geraucht. Zigaretten, Zigarren, Pfeifen waren dauerhaft angezündet. Meine Sachen musste ich nach den Sitzungen immer mehrere Tage zum Lüften aufhängen. Das hat sich natürlich gewandelt.
Heutzutage sind die Sitzungen zudem viel besser organisiert. Zu meiner Anfangszeit waren die Sitzungen häufig noch Überraschungspakete. Es gab im Vorfeld keine Agenda, man wusste also nicht so genau, was auf einen zukommt. Das ist heutzutage viel zielführender.

In der Zeit haben Sie sicher auch viele verschiedene Vorstände miterlebt?
Ja, das stimmt. Zusammen mit den verschiedenen Vorständen hat sich beim Bauverein natürlich auch immer einiges verändert.

Was genau meinen Sie damit?
Also der Grundgedanke der Genossenschaft ist gleich geblieben. Da ist der BVE sehr stabil und konstant. Aber ich würde sagen, dass der Genossenschaftsgedanke noch prägender geworden ist. Wir haben in den letzten Jahrzehnten viel bewegt, was die Gemeinschaft der Genossenschaft weiter gestärkt hat. Stichwort: Nachbarschaftstreffs. Diese dienen als Anlaufstelle zum Austausch, zum Miteinander, aber auch gegen die Einsamkeit. Auch der Verfügungsfonds und die jährlichen Vertretergespräche sind ein tolles Beispiel für den gelebten Genossenschaftsgedanken. Es geht um Mitbestimmung, Partizipation und Einfluss der Mitglieder. Das macht der BVE wirklich klasse. Auch das Sozialmanagement wurde ausgebaut und leistet einen sehr wichtigen Beitrag. Für unseren Altbestand haben wir mit der Wohnwertmiete ein Verfahren gefunden, das ein sehr günstiges und verlässliches Mietniveau sichert.

Haben sich auch die Mitglieder verändert?
Die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern und der Verwaltung ist kundenorientierter geworden. Das zeigen einerseits die Ergebnisse der Wohnzufriedenheitsumfrage und andererseits die Tatsache, dass es seit vielen Jahren nur noch ab und an Vorgänge im Schlichtungsausschuss gibt, bei denen zwischen Mitglied und Verwaltung vermittelt werden muss. Die Mitglieder bringen sich stetig und frühzeitig ein. Nur so kann eine Genossenschaft funktionieren. Natürlich gibt es heutzutage aber auch neue Anforderungen, denen sich der BVE stellen und einen guten Weg finden muss. Das beste Beispiel hierfür ist die Digitalisierung. Natürlich müssen neue digitale Angebote geschaffen werden, aber es geht auch darum, dass diese Angebote niemanden abhängen und für alle Mitglieder, insbesondere ältere Leute, verständlich und nutzbar sind. Diesen manchmal schmalen Grat muss der BVE meistern.

Jetzt haben wir schon einiges aus den vergangenen 50 Jahren BVE erfahren. Zeit, einmal nach vorne zu blicken: Wie sieht die Zukunft des BVE aus?
In der Zukunft werden die Bestandsquartiere noch weiter in den Vordergrund rücken. Die Genossenschaft ist 123 Jahre alt und viele Gebäude aus der Anfangszeit müssen grundsaniert oder auch ersetzt werden. Der Wohnungsbestand ist das Herzstück einer Wohnungsbaugenossenschaft.
Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass der BVE in den zentralen Lagen der Stadt involviert ist. Das kommt den zukünftigen Bedürfnissen der Mitglieder entgegen. Die Projekte in der HafenCity finde ich interessant. Es ist wichtig, dass eine vielseitige Genossenschaft auch in solchen „Premium-Lagen“ präsent istGerade bei der aktuellen Mietpreisentwicklung und der Situation auf dem Wohnungsmarkt ist eine Genossenschaft eine Art Fels in der Brandung – auch für die Zukunft. Hierfür ist unsere Genossenschaft sehr gut aufgestellt.