Finke geht durchs Quartier 8 – 28 n e n h o W man sieht ihn immer schon aus der Ferne, und kann ihn dennoch nicht wirklich errei- chen, den Heinrich-Hertz-Turm, Hamburgs markanten Fernsehturm. Ein schönes Stück Architektur, rank und schlank, strahlend weiß, wohlproportioniert, aber seit 2001 geschlossen für Besucherinnen und Besucher. Fritz Trautwein zeichnete als Architekt für den Entwurf verantwortlich. Von ihm sind auch die Grindelhochhäu- ser. Alles sehr gelungen. Ich kann mich noch an das Café ziemlich weit oben erinnern, es drehte sich, die Tor- ten waren drittklassig, der Filterkaffee mit Dosenmilch rückblickend betrachtet eine Zumutung. Aber der Aus- blick, grenzenlos. Ich gehe Richtung Synagoge in der Bundesstraße, las- se das Museum für Natur rechts liegen und komme am Deutschen Klimarechenzentrum (DKRZ) vorbei. Das Thema Klima lässt uns nicht los, auch unsere Genossen- schaft muss und wird sich mit den laufenden und kom- menden klimatischen Veränderungen beschäftigen. Wir haben schon viel hierzu geschrieben. Hier also kom- men die Daten her; Hochleistungsrechner, Datenspei- cher und Dienste bilden die zentrale Forschungsinfra- struktur für die simulationsbasierte Klimawissenschaft in Deutschland. Die Systeme des DKRZ gehören welt- weit zu den leistungsstärksten für die Wissenschaft ein- gesetzten Rechnern. Der 276,5 Meter hohe Heinrich-Hertz-Turm wird im Volksmund auch als »Telemichel« bezeichnet. Beeindruckt gehe ich weiter, am Geomatikum vorbei, unter der U-Bahn hindurch und komme zur Synago- ge Hohe Weide. Die Straße gesperrt, schwer bewacht von der Polizei, ein starker Zaun um das Areal gebaut, Videoüberwachung an jeder Ecke. Es ist mehr als be- dauerlich, dass die jüdische Gemeinde sich derart vor Anfeindungen schützen muss bzw. vor physischer Ge- walt beschützt werden muss. Peinlich für unser Land, die ewig Gestrigen haben nichts gelernt. Ich schieße schnell ein Foto, kurz erklärt weshalb, und bin weiter meines Weges, erreiche nach wenigen Schritten die be- kannte Kaifu-Lodge und das noch immer ziemlich neue Krankenhaus der Agaplesion-Gruppe. Hierhin sind alle Abteilungen aus dem Bethanien-Krankenhaus gezogen, was dem BVE letztendlich erst ermöglicht hat, das at- traktive Grundstück in der Martinistraße 44 in Eppen- dorf zu kaufen und für seine Mitglieder neu zu bebau- en. Der Straßenname wechselt in Osterstraße. Die Osterstraße ist noch immer eine attraktive Einkaufs- straße, man kann flanieren, shoppen, Speisen und Ge- tränke genießen, sie ist faktisch das Herz Eimsbüttels. Das im Brutalismusstil gebaute Karstadt-Kaufhaus do- miniert ein wenig die Kreuzung zum Heußweg. Ich er- innere mich noch gut an den Tag und Nacht frequen- tierten McDonalds an der gegenüberliegenden Ecke, häufig der Rettungsanker aller nächtlich Hungerleiden- den. Dort hatte bis Ende des letzten Jahrhunderts auch das Plattenlabel RCA seinen Sitz. Weltklasse. Genauso, wie an der anderen Ecke, im Heußweg 25, die Teldec seit den 1950er Jahren ansässig war. Von hier aus eroberten Elvis Presley, Bill Haley, Chuck Berry, Fats Domino und Little Richard die deutschen Radiostationen und Wohn- zimmer. Insgesamt ist hier also Musik drin, und so heißt der Platz dort seit einiger Zeit Fanny-Mendelssohn-Platz, nach der Schwester des Komponisten Felix Mendels- sohn-Bartholdy benannt.