Downsizing, neue Wohnformen, alternde Gesellschaft: Der BVE setzt sich intensiv mit dem Wohnen der Zukunft auseinander. Für Vorstandsprecher Michael Wulf gehört dazu auch die Frage, wie viele Quadratmeter pro Kopf sinnvoll sind.
Wird sich das Wohnen in Zukunft verändern?
Michael Wulf: Gewohnt wird immer – heißt es oft, aber nicht so wie immer. Wir bauen jetzt schon die Wohnungen für die nächsten Jahrzehnte und glauben an das, was wir tun. Zum Beispiel werben wir schon lange dafür, dass auch 4-Zimmer-Wohnungen mit weniger als 100 Quadratmetern möglich sein müssen. Das fragen die Menschen nach. Andererseits werden flexible Grundrisse schon seit Jahrzehnten diskutiert. Funktioniert haben sie praktisch selten.
Bleibt also alles beim Alten?
Michael Wulf: Nein, das ist es nie. Es wird weitere Veränderungen geben müssen. In der Theorie ist es so: Wenn jeder Mensch in Hamburg auf einen Quadratmeter Wohnfläche verzichten würde, bräuchten wir Tausende von Wohnungen gar nicht zu bauen. Das ist in der Praxis natürlich nicht möglich. Aber die Diskussion, die angestoßen wird, kann wertvoll sein. Wir machen uns Gedanken darüber, ob die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf wirklich bei fast 40 Quadratmetern liegen muss – und was ggf. stattdessen eigentlich angemessen sein könnte. Dabei möchten wir aber nicht seriell zu Kleinstwohnungen kommen.
Würden Sie sich wünschen, dass mehr Menschen ihre Wohnungen tauschen?
Michael Wulf: Rund 25 Prozent unserer jährlichen Vermietungen finden quasi im »Tausch« innerhalb der Mitgliederschaft statt. Das ist gar nicht wenig. Wir machen viele Angebote, um den Wohnungstausch zu ermöglichen und zu erleichtern: Die Quadratmetermiete bleibt innerhalb des Quartieres gleich. Wir organisieren den Umzug und wir nehmen Rücksicht darauf, wie die Anforderungen an die neue Wohnung aussehen. Dennoch gibt es oft sehr individuelle Gründe, die die Menschen dann doch vom Umzug abhalten. Vielleicht sind die nachfolgenden Generationen eher bereit, mehrfach umzuziehen und ihre Wohnung den Lebensverhältnissen anzupassen: wenn die Kinder ausziehen oder das Arbeitszimmer nicht mehr gebraucht wird - zum Beispiel.
Wird es in den Häusern des BVE künftig mehr Gemeinschaftsflächen geben?
Michael Wulf: In Erdgeschossen können wir uns teilweise auch andere Nutzungen vorstellen: als Co-Working-Flächen beispielsweise. Dafür könnten die Wohnungen selbst dann etwas kleiner sein. Diesen Spagat zwischen eigenen Rückzugsbereichen und gemeinschaftlich genutzten Räumen probieren zum Beispiel auch unsere Baugemeinschaften aus, von denen wir schon einige haben.
Welche Rolle spielen die eingesetzten Materialien beim Wohnen?
Michael Wulf: Die Auseinandersetzung auch mit dem Themenbereich »gesundes Wohnen« wird immer wichtiger. Wir entwickeln beispielhaft gerade einen Leitfaden zur richtigen Verwendung von Farben und Baustoffen bei der Wohnungsübergabe. Darin geht es um ökologische Nachhaltigkeit, aber auch um die Folgen für die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner.
Welche Anforderungen älterer Menschen müssen Wohnungen künftig erfüllen?
Michael Wulf: Wir werden unsere Bestände, also Wohnungen, Außenanlagen, Quartiere etc. weiterhin auch altersgerecht, barrierearm anpassen. Darüber hinaus möchten wir zusammen mit einem Projektpartner Modellwohnungen mit digitalen Assistenzsystemen ausstatten. Auf diese Weise können wir herausfinden, welche dieser Angebote die Menschen tatsächlich nutzen. Bisher machen wir die Erfahrung, dass es auch Berührungsängste gibt und viele ältere Menschen die Dinge noch gern selbst erledigen möchten.