BVE
Jahresbericht
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Handlungsfeld: Wirken
Dezember 2023

„Das Klima wird es uns nicht verzeihen, wenn wir jetzt mit den Bemühungen aufhören“

Das Jahr 2023 war für die Immobilienwirtschaft nicht einfach. Der BVE blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Warum das so ist, erklärt Vorstandssprecher Michael Wulf. 

Was waren 2023 die großen Themen für den BVE?
Michael Wulf: Die Rahmenbedingungen haben sich auch für Genossenschaften nochmals verschärft. Insofern sind die Herausforderungen wieder etwas größer geworden. Wir müssen uns fragen: Können wir Neubauvorhaben noch so durchführen, wie wir sie geplant hatten? Angesichts der sehr hohen Kosten und aktuellen Herausforderungen lautet die Antwort derzeit eher „Nein“. Insofern liegt der Fokus, wie ohnehin schon, stärker auf dem Bestand. Einerseits müssen wir natürlich auch hier überlegen, wie wir unser Geld oder unsere Mittel angemessen einsetzen. Andererseits wollen wir geplante Maßnahmen aber weiterhin in die Tat umsetzen. Wir wollen und werden nicht in Lethargie verfallen, weil die Zeiten schwieriger geworden sind.

Das bedeutet: Sie bauen weiter. 
Michael Wulf: Ja, aber die Maßnahmen auf unseren eigenen Grundstücken haben im Moment Vorrang vor ganz neuen Projekten. Manchmal ist es auch klug zu warten: Wir hoffen auf ein Sinken der Baukosten – zumindest im Vergleich zu dem momentan extrem hohen Niveau. Und auch die Auflagen, die für das Bauen gelten, könnten sich ändern. Ganz einstellen wollen wir den Neubau aber nicht. Denn das hätte zur Folge, dass wir auch intern Kapazitäten und Know-how verlieren.

Wo haben Sie 2023 neue Wohnungen fertiggestellt?
Michael Wulf: Im Pergolenviertel sind dieses Jahr 31 Wohnungen fertig geworden. In der Glashüttenstraße – im beliebten Schanzenviertel – haben wir einen Neubau mit 19 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit fertiggestellt. Am Schlicksweg in Barmbek entstehen gerade 83 Wohnungen plus Gemeinschaftsflächen. In der HafenCity bauen wir 43 Wohnungen am Strandkai. Diese letzten beiden Vorhaben werden wir 2024 abschließen.

Wie hoch werden die Mieten dort sein?
Michael Wulf: Die Wohnungen im Pergolenviertel und in Barmbek sind alle öffentlich gefördert. Die Wohnungen am Strandkai sind frei finanziert. Dort starten wir voraussichtlich mit einer Miete von knapp über 16 Euro pro Quadratmeter. Das ist für uns als Genossenschaft insgesamt relativ hoch, aber für diese besondere Lage ist der Preis verhältnismäßig günstig. In der Nachbarschaft werden bestimmt 5 bis 7 Euro mehr pro Quadratmeter gezahlt. Frei finanzierten Neubau in „normalen“ Lagen realisieren wir momentan gar nicht, weil wir dort unseres Erachtens sehr hohe Mieten nehmen müssten.

Gleichzeitig laufen der Klimafahrplan und die Modernisierung der Bestände weiter.
Michael Wulf: Richtig, wir hören nicht auf, hier mit Politik und Verwaltung um gute Lösungen zu ringen. Da sind wir als BVE selbst und über den Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen im Gespräch. Unser Anliegen ist es, Quartierslösungen für die Energieversorgung zu finden, anstatt jedes einzelne Haus anzufassen. Am Schenefelder Holt laufen zum Beispiel die Planungen, um das Quartier mit 800 BVE-Wohnungen unter anderem mit der Abwärme vom DESY zu beheizen. Das ist ein sehr guter Ansatz.

Die Klimaschutzziele werden wir nur erreichen, wenn wir zusammen zu wirklich guten, intelligenten Lösungen kommen. Dann haben wir eine gute Chance. Das Klima wird es uns nicht verzeihen, wenn wir jetzt mit den Bemühungen aufhören. Also: Gehen wir es an – gemeinsam!

2023 waren die steigenden Energiekosten ein wichtiges Thema. Haben diese bei Ihren Mieterinnen und Mietern zu Zahlungsschwierigkeiten geführt?

Michael Wulf: Ich hoffe, dass es zu keinen größeren Ausfällen kommt. Das liegt vor allem daran, dass wir sehr langfristige Rahmenverträge für einen Großteil unserer Bestände haben. Diese haben uns in der schwierigen Phase der hohen Beschaffungskosten geholfen. Momentan wird ein neuer Rahmenvertrag verhandelt. Der wird bestimmt angepasste Preise beinhalten, denn es ist klar, dass wir wohl nicht zu den historischen Tiefpreisen zurückkehren.

Was bedeutet das für die Mieten? 
Michael Wulf: Wir werden sicherlich darüber diskutieren müssen, was eine angemessene Gesamtmiete ist. Denn wenn die Preise für Energie steigen und wir gleichzeitig erheblich in die Gebäude investieren müssen, dann führt das insgesamt zu steigenden Kosten und damit Mieten. Dennoch werden wir darauf achten, dass diese für unsere Mitglieder dauerhaft leistbar bleiben.

Wenn Sie auf das Jahr 2023 zurückblicken: Was war in Ihren Augen richtig gut?

Michael Wulf: Da gibt es eine ganze Menge. Kürzlich haben uns zum Beispiel Kolleginnen und Kollegen aus anderen Wohnungsunternehmen besucht, um sich die nach- und ganzheitliche Quartiersentwicklung am Heidrehmen anzusehen. Wir haben hier nicht nur die Energieversorgung erneuert, sondern auch Maßnahmen ergriffen, um die Wohnanlagen an den Klimawandel anzupassen – und zwar in einem überschaubaren Kostenrahmen, sodass die Mieten bezahlbar bleiben. Es freut uns, wenn die Kolleginnen und Kollegen aus der Wohnungswirtschaft sich dafür interessieren, zu uns kommen und Anregungen für ihre eigenen Bestände mitnehmen.

In diesem Jahr durften wir wieder einige Jubiläen in unseren Wohnanlagen mit unseren Mitgliedern feiern – Anfang September beispielsweise in unserer Wohnanlage in Lurup zu deren 50-jährigem Bestehen. Daran haben sehr viele Mitglieder teilgenommen. Das war toll. Bei solchen Gelegenheiten nehme ich auch viel aus den Gesprächen mit den Mitgliedern mit. Ich finde es schön, dass sie beim BVE Sicherheit verspüren und sich gut aufgehoben fühlen.

Richtig gut war auch in diesem Jahr wieder das Engagement unserer Ehrenamtlichen. Ich finde es klasse, dass sich so viele Menschen in ihrer Freizeit hier engagieren und Angebote machen. Ohne dieses großartige Engagement so vieler würde es nicht gehen.

Natürlich läuft nicht alles wie geschnitten Brot, wir machen auch Fehler. Aber ich weiß, dass wir beim BVE ein tolles Team haben, das wirklich motiviert ist, um vor allem unsere Mitglieder zufriedenzustellen. Auch das lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken.

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