Mehr als 2.000 BVE-Wohnungen können bereits günstigen Anwohnerstrom beziehen. Langfristig möchte der Bauverein der Elbgemeinden den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung noch erhöhen. Ein wesentlicher Hebel dafür ist der Einsatz von Photovoltaik (PV) auf den Dächern der Wohnhäuser. 2022 hat der BVE dafür das Projektteam »Photovoltaik im Bestand« gegründet.
Der BVE besitzt einen umfangreichen Gebäudebestand mit vielen Dachflächen und hat damit die beste Voraussetzung für den Einsatz von Photovoltaik. Ziel des neuen Projektteams ist es, Kooperationen mit Dienstleistern aufzubauen, um so viele der BVE-Dächer wie möglich mit PV-Modulen auszustatten. So kann der BVE langfristig möglichst vielen Mitgliedern vergünstigten Mieterstrom anbieten. Außerdem wird der PV-Strom für künftige BVE-Objekte mit Wärmepumpentechnik zur Beheizung ein wichtiger Bestandteil für eine klimaneutrale Wärmeversorgung werden.
Drum prüfe, wer sich »ewig« bindet
Um geeignete Partner zu finden, musste das Projektteam bestehend aus Sabrina Karger aus dem Bereich Grundstücksentwicklung und Nachhaltigkeitsmanagerin Laura Rinnert, erst einmal den Markt sondieren: »Wir prüften, wer überhaupt Kapazitäten hat und wo eine Partnerschaft auch Sinn ergibt. Mieterstrom ist schließlich eine langfristige Angelegenheit«, erklärt Sabrina Karger.
Kriterien für eine gute Partnerschaft
Für eine langfristige und gute Partnerschaft müssen beide Parteien gewisse Kriterien erfüllen:
Der BVE stellt seine Dächer und Anschlussmöglichkeiten an die Elektroversorgung zur Verfügung, der zukünftige Partner muss in der Lage sein
- die Planung zu erbringen,
- statische und haustechnische Prüfungen durchzuführen und
- die nötigen Materialien zu beschaffen.
Außerdem wichtig: Er muss ein starkes Marketing auf die Beine stellen können. »Denn am Ende des Tages ergibt es keinen Sinn, oben auf dem Dach eine PV-Anlage zu haben und Mieterstrom anzubieten, wenn keiner davon weiß,« sagt Laura Rinnert.
Die ersten Verträge sind in Arbeit
Die Suche nach geeigneten Partnern war erfolgreich: So haben Sabrina Karger und Laura Rinnert bereits von zwei Unternehmen schriftliche Absichtserklärungen, sogenannte Letter of Intents (LOIs), vorliegen: von den Energieversorgern Green Planet Energy (GPE) und Solarimo. Mit beiden Unternehmen laufen bereits Pilotprojekte.
Die ersten Projekte
Green Planet Energy, kurz GPE, ist schon in zwei BVE-Projekte involviert: Am Schlicksweg – mitten in Barmbek – entsteht gerade ein Neubau. Dank der Zusammenarbeit mit GPE können sich die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner über günstigen und nachhaltigen Mieterstrom freuen. Die PV-Module sind bereits auf dem Dach angebracht worden. Ein weiteres Projekt mit der GPE ist die BVE-Bestandsimmobilie im Grandweg. Die PV-Anlage hier kann 86 durchschnittliche Zwei-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Das spart pro Jahr rund 50.000 kg CO2 ein.
Die Zusammenarbeit mit Solarimo wird im BVE-Quartier am Efeuweg in Winterhude getestet. Hier kommen 130 Solarmodule zum Einsatz. Sie haben die Kapazität, um 18 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Der BVE spart so 21.355 kg CO2-Emissionen pro Jahr ein. Weitere rund 350 Wohneinheiten werden wir somit im ersten Halbjahr 2024 mit PV-Mieterstrom versorgen. Jedes Dach hat unterschiedliche Voraussetzungen, die die Nutzung mit PV-Anlagen beeinflussen. Dies kann man bereits an diesen beiden Piloten erkennen. Durch die größere verfügbare Dachfläche und die weniger dichte Bebauung kann im Grandweg mehr Mieterstrom erzeugt werden.
»Unser Ziel ist es, mit beiden Unternehmen Rahmenverträge zu schließen«, erklärt Sabrina Karger. »Wenn diese stehen, können wir Verträge für die einzelnen Immobilien daran knüpfen – dann mit einem deutlich verkürzten Vertragswerk. Das wird uns die Arbeit ungemein erleichtern.«
4.000 Wohnungen in den nächsten Jahren
Parallel zu der Partnersuche und den ersten Pilotprojekten erarbeitet das Projektteam um Sabrina Karger und Laura Rinnert momentan eine langfristige Photovoltaik-Strategie für den Bestand des BVE. Dafür erstellt es eine Objektliste, die festlegt, welche Dächer in den nächsten Jahren Photovoltaik-Module erhalten sollen. Das erklärte Ziel ist, 4.000 Wohnungen in den nächsten Jahren mit Mieterstrom zu versorgen. »Diese Liste arbeiten wir jetzt ab und überprüfen die Dächer der ersten 1000 Wohnungen. Die Liste beginnt mit Dächern, die jünger als 20 Jahre sind, da hier gewährleistet ist, dass bestimmte statische Probleme nicht auftreten können«, sagt Laura Rinnert. Neben den Dächern werden weitere Faktoren berücksichtigt, unter anderem
- die Anzahl der Wohneinheiten,
- die Art der Wärme- und Warmwasserversorgung,
- das Alter des Hausanschlusses,
- und die Dachbegrünung.
Außerdem wird der Solaratlas der Stadt Hamburg zu Rate gezogen. In dem Dachflächenkataster sind einige Hamburger Dachflächen und deren Solareignung aufgeführt. 2023 wird das Team »Photovoltaik im Bestand« seine Liste fertig haben. Dann geht es mit der Umsetzung weiter.
Zukunftsmusik Energy Sharing?
Das Mieterstrommodell, so wie es momentan gesetzlich geregelt ist, sieht vor, dass der Strom vor Ort produziert und verbraucht wird. Der Vorteil dabei: Der Strom muss nicht durch das Netz geleitet werden und verursacht keine weiteren Kosten. Allerdings gibt es im Bestand des BVE auch Objekte, bei denen klar ist, dass sie sich nicht für Photovoltaik eignen. »Wir möchten aber allen Mitgliedern Mieterstrom anbieten können. Deshalb spielen wir mit der Idee, einen BVE-Tarif zu entwickeln. Das ist momentan noch rechtlich schwierig, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Energy Sharing weiter an Relevanz gewinnen wird und hier in den nächsten Jahren viel passiert«, meint Sabrina Karger.