Der Bauverein der Elbgemeinden hat frühzeitig mit der Umsetzung seines Klimapfades begonnen und kann bereits gute Entwicklungen und Ergebnisse auch hier vorweisen. Über Erfolge und Schwerpunkte im Klimaschutz sowie die neuen Standards für die Berichterstattung spricht Nachhaltigkeitsmanagerin Laura Rinnert.
Wie weit ist der BVE auf seinem Klimapfad?
Laura Rinnert: Seit 1990 haben wir unsere CO2-Emissionen um beeindruckende 62 Prozent gesenkt. Damals betrugen die spezifischen CO2-Emissionen in unseren Objekten knapp über 50 Kilogramm pro Quadratmeter. Heute liegen wir bei etwa 19,5 Kilogramm. Damit sind wir auf einem sehr guten Weg – auch im Hinblick auf die gesetzlichen Vorgaben. Zum einen haben wir das Hamburger Klimaschutzgesetz, das bis 2030 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um knapp 70 Prozent im Vergleich zu 1990 vorsieht. Das ist für uns sehr realistisch. Zum anderen gibt es das Klimaschutzgesetz der Bundesrepublik. Dieses gibt eine Reduzierung um 95 Prozent bis 2045 vor.
Mit diesen Zahlen steht der BVE auch im Branchenvergleich gut da.
Laura Rinnert: Ja. Wir sind schon seit Langem Mitglied der »Initiative Wohnen.2050«, einem klimapolitischen Bündnis der deutschen Wohnungswirtschaft. Innerhalb dieser Initiative liegen wir ca. 20 Prozent unter dem Durchschnitt der teilnehmenden Unternehmen.
Wie möchten Sie die verbleibenden Einsparungen auf dem Weg zur Klimaneutralität schaffen?
Laura Rinnert: Hierfür haben wir vier Säulen identifiziert: erstens die Transformation der Energiequellen in den Quartieren als wichtigsten Baustein, zweitens die punktuelle Modernisierung einzelner Gebäude, drittens Ersatzneubau und viertens Photovoltaik. Diese Projekte haben wir bereits angestoßen und planen sie über mehrere Jahre hinweg strategisch. Daneben setzen wir auf innovative Technologien, Baumaterialien und Partnerschaften, um den CO2-Ausstoß zu senken. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die wir nur gemeinsam – unter Mitwirkung aller Kolleginnen und Kollegen sowie der Mitglieder – schaffen können.
Wesentlich dürfte dabei die Transformation der Energieversorgung sein.
Laura Rinnert: Richtig. Hier liegt der Schlüssel zur effektiven Reduktion der CO2-Emissionen. In Hamburg sind wir diesbezüglich gut aufgestellt, da wir auf ein umfangreiches Fernwärmenetz zugreifen können. Für Objekte, bei denen Fernwärme nicht verfügbar ist, setzen wir auf innovative Lösungen wie Wärmepumpen und energetische Quartierskonzepte. Letztere ermöglichen die Beheizung ganzer Quartiere durch Nahwärmenetze, die auf verschiedene umweltfreundliche Wärmequellen zurückgreifen.
Wo sind Modernisierungen der Häuser nötig?
Laura Rinnert: Hier setzen wir auf gezielte Modernisierungsmaßnahmen, wie beispielsweise der Austausch von Fenstern, die Erneuerung von Dächern um den Energieverbrauch zu senken. Wenn sich allerdings herausstellt, dass die Modernisierungen teurer sind als Neubauten, ziehen wir Ersatzneubauten in Erwägung, um auch so den Energieverbrauch langfristig zu senken.
Wie sieht die Photovoltaikstrategie des BVE aus?
Laura Rinnert: Wir möchten so viele Dächer wie möglich mit PV-Anlagen ausstatten, um einen substanziellen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Auf diese Weise können wir perspektivisch auch CO2-Emissionen kompensieren, die an anderer Stelle unvermeidbar sind.
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gibt es eine neue europäische Richtlinie für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ist davon auch der BVE betroffen?
Laura Rinnert: In den vergangenen Jahren haben wir regelmäßig einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Nach jetzigem Stand sind wir auch weiterhin nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, weil Genossenschaften unserer Größe von der Pflicht ausgenommen sind. Trotzdem möchten wir in Zukunft gemäß den neuen Anforderungen berichten.
Ein Grund hierfür ist, dass die finanzierenden Banken das immer stärker einfordern. Viel wichtiger ist es aber, dass eine professionelle Berichterstattung uns hilft, unsere Aktivitäten zu systematisieren, die Fortschritte präzise zu überwachen und die Ergebnisse transparent darzustellen. Wir betrachten das nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance. Ebenso verstehen wir unser Nachhaltigkeitsansatz als integralen Bestandteil unserer Genossenschaftlichen Unternehmensstrategie. Und betrifft auch insofern alle Bereiche.