BVE
Jahresbericht
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Handlungsfeld: Wirken
Juni 2024

Energetische Quartiersentwicklung: »Wir brauchen ein klares Bekenntnis«

Bereits 1990 traf der BVE die Entscheidung, innerhalb seiner Quartiere auf Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärmekopplung und große Nahwärmenetze zu setzen. Sein Vorzeigeprojekt ist hierbei die energetische Sanierung am Heidrehmen als erstes Quartier der Zukunft. Ebenfalls ein Pionierprojekt könnte die Nutzung der Abwärme des »European XFEL« am Schenefelder Holt sein. Doch obwohl alle Beteiligten von der Idee überzeugt sind, birgt die Umsetzung Herausforderungen.

In 23 Quartieren hat der BVE seit 1990 Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen. Zwei davon befinden sich am Heidrehmen, wo die Genossenschaft 2021 ihre erste große energetische Quartierssanierung abschließen konnte. Hierfür ergänzte der BVE im Heizhaus vor Ort zwei Brennwertkessel zur Spitzenlast, eine Wärmepumpe sowie eine Power-to-Heat-Anlage. Diese wandelt Strom in Wärme um, die wiederum über ein neues Nahwärmenetz von insgesamt 2,3 Kilometern Länge in die 240 angeschlossenen Haushalte gelangt. Bei dem Projekt arbeitete der BVE mit dem städtischen Energieversorger »Hamburg Energie« sowie mit der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) zusammen.

The Next Big Thing

Noch größer ist die energetische Quartiersentwicklung, die der BVE mit anderen Grundeigentümern am Schenefelder Holt an der Grenze zu Schleswig-Holstein plant. Hier hat der BVE rund 800 Wohnungen, zusammen geht es um rund 2000 Wohnungen im Quartier. Nur knapp einen Kilometer von der Wohnanlage entfernt liegt der »European XFEL«, eine internationale Röntgenlaser-Forschungseinrichtung, die eng mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) zusammenarbeitet. Die Abwärme des »European XFEL«, könnte genutzt werden, um die Haushalte am Schenefelder Holt mit Wärme zu versorgen. Hierfür müsste eine rund 800 Meter lange Leitung von der Forschungseinrichtung zu den Haushalten gelegt werden. Auf diese Weise könnten rund 60 Prozent der benötigten Wärmeenergie für das Quartier klimaneutral gewonnen werden. Für die übrigen 40 Prozent kommen Geothermie, Bio-Methan-Gas und Luft-Abwärme infrage.

Der zweite große Bestandshalter am Schenefelder Holt ist das kommunale Wohnungsunternehmen SAGA. Außerdem müssen das »European XFEL«, die Freie und Hansestadt Hamburg und ein Energieversorger, der das Wärmenetz künftig betreibt, einbezogen werden. Grundsätzlich ist auf allen Seiten die Bereitschaft zur Umsetzung vorhanden. Doch der Teufel steckt im Detail: Damit sich das Investment für den Energieversorger lohnt, braucht dieser eine langfristige Perspektive. Allerdings bewilligt die Stadt Forschungsgelder in der Regel nur für einen bestimmten Zeitraum – in diesem Fall für fünf Jahre. Das bedeutet: Die Zukunft des »European XFEL« als Wärmequelle ist nicht hundertprozentig gesichert. Der Energieversorger hat somit keine ausreichende Planungssicherheit.

»Wir brauchen ein starkes Bekenntnis der Politik«

»Die Konstellation am Schenefelder Holt ist eine einmalige Chance, die wir unbedingt nutzen möchten. An diesem Beispiel sehen wir aber, dass Projekte wie dieses eine starke Unterstützung und ein klares Bekenntnis der Politik brauchen. Das trifft umso mehr zu, je mehr Player beteiligt sind. Denn hier sind Entscheidungen gefragt, die wir als Wohnungsunternehmen nicht treffen können«, sagt Axel Horn aus dem Vorstand des BVE. »Das ist nicht nur am Schenefelder Holt so. An anderen Standorten können beispielsweise tiefe Bohrungen notwendig sein, um an die Energiequelle zu gelangen. Dafür brauchen wir Flächen, auch auf öffentlichem Grund. Da gibt es oft widerstrebende Interessen. Aber diese Konzepte funktionieren nur, wenn es eine breite öffentliche Akzeptanz und Unterstützung gibt. Hieran arbeiten wir zusammen mit den übrigen Akteurinnen und Akteuren der Wärmeplanung. Denn unser Ziel ist weiterhin der klimaneutrale Gebäudebestand bis zum Jahr 2045.«

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