22. März 2023

Alles eine Frage der Einstellung?

Unser besonderes Mitglied Alexander Merbeth
stage
22. März 2023 Unser besonderes Mitglied Alexander Merbeth
Über 23.000 Mitglieder zählt der Bauverein der Elbgemeinden. Das sind auch über 23.000 unterschiedliche Persönlichkeiten mit einzigartigen Lebensgeschichten und Lebensentwürfen. Schauspieler Alexander Merbeth ist eine von ihnen. Wenn es bei dem Namen nicht klingelt, könnte sich das bei seinem Gesicht oder seiner Stimme ändern.

Alexander Merbeths Vita liest sich beeindruckend: Im Fernsehen spielte er in diversen Filmen und Serien für die ARD, das ZDF und PRO7. Bei »Amazon Prime« ist er in der Erfolgsserie »Die Discounter« zu sehen. Theaterfans konnten ihn auf Bühnen im Thalia Theater und auf Kampnagel in Hamburg, im Kammertheater in Karlsruhe oder in der Neuköllner Oper in Berlin erleben. Auch als Synchronsprecher ist er gefragt. So spricht er für TV- und Hörfunk-Werbung sowie ARTE-Dokumentationen. Er synchronisiert Figuren in Videospielen wie »Call of Duty« und »The Walking Dead«, in Hörspielen wie »Die drei ???« und in Zeichentrickserien wie in der Netflix-Produktion »The Cuphead Show«.

Auch wenn es die Vita nicht erahnen lässt: Der Start ins Arbeitsleben verlief nicht so, wie Alexander Merbeth ihn sich ausgemalt hatte. Aber das lag nicht daran, dass er keine Engagements bekam. Ganz im Gegenteil.

Hamburg it is

2004 zog Alexander Merbeth für die Schauspielausbildung von Karlsruhe nach Hamburg. Er erinnert sich noch gut an den Tag des Vorsprechens im Schauspielstudio Frese: »Ich habe direkt gemerkt: In Hamburg kann ich mir vorstellen, die nächsten Jahre zu bleiben«, erzählt er. Und so kam es. 2007, nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung, bezog er seine erste BVE-Wohnung in Ottensen. »Und dann lernte ich relativ schnell den regulären Stadtbetrieb des Theaters kennen und drehte erste Fernsehproduktionen.«

3, 2, 1 – Ernüchterung

Doch mit den ersten Produktionen kam auch Frustration auf. »Zum einen spielte ich in einer Produktion, auf die offensichtlich keiner Lust hatte. Bis auf die jungen Schauspieler:innen – inklusive mir –, die ihre große Chance witterten«, erzählt er. »Ich musste lernen, dass es in dem Job nicht immer darum geht, das Kreativste auf die Bühne zu bringen, was jemals geschaffen wurde. In einigen Fällen geht es einfach um ein Produkt, für das es Grenzen und einen festen Rahmen gibt.«

Kinder (und) Theater

Was Alexander Merbeth zudem störte, waren einige Egos in der Branche und, dass sich diese Egos »gewisse Verhaltensmuster einfach leisten konnten«. Er nahm sich kurzerhand eine Auszeit und arbeitete für ein Jahr in einer Kindertagesstätte. »Ich habe mich zu der Zeit vielleicht auch selber zu wichtig genommen«, gibt er zu. Die Arbeit in der Kita veränderte seine Sicht auf sich und das Spiel: »Bei den Proben gab mir der Regisseur Spielanweisungen und ich habe angefangen, sie komplett zu zerdenken. In der Kita wiederum beobachtete ich, wie ein Kind zum anderen sagt ‚Das ist der Ofen, da backt der Igel immer Kekse‘ und das Kind nahm das so an. Niemand stellte Fragen und es entstand eine wunderschöne Szene. Einfach machen. So einfach kann es sein.« 

Neue Freunde, neues Mindset

Während dieser Zeit lernte Alexander Merbeth einen Regisseur des »Cobratheater.cobra« kennen. Dabei handelt es sich um ein junges, vor allem in Hamburg, Hannover, Hildesheim und Berlin agierendes Netzwerk aus Künstler:innen verschiedener Sparten der darstellenden und bildenden Kunst. Der Regisseur überredete Alexander Merbeth, das freie, improvisatorische Theater auszuprobieren. »Dabei ging es plötzlich nicht mehr darum, ob ich jetzt gut oder schlecht spiele. Ich lernte, nicht mehr in diesen Kategorien zu denken. Der Fokus war, eine Gemeinschaftserfahrung im Theaterraum entstehen zu lassen. Das war eine neue Form der Theaterarbeit, aus der ich auch privat viel gezogen habe. Meine engsten Freund:innen lernte ich hier kennen.«

Mehr ja, weniger nein

Alexander Merbeth erzählt, dass die Auszeit wichtig war, um sein Bild von sich zu überdenken. »Die Jahre zuvor habe ich sehr traditionell über den Beruf des Schauspielers gedacht. Nach dem Motto: Wer nicht diesen und jenen Job hat, der ist gescheitert. In der Auszeit habe ich angefangen, mehr ‚ja‘ und weniger ‚nein‘ zu sagen.« Rückblickend räumt er ein, dass es auch an ihm gelegen haben kann, wenn er von Menschen frustriert war. »Durch die Erfahrung, mich zu öffnen, bin ich sehr viel lockerer geworden.« Der heutige Erfolg gibt seiner Einstellung recht.

 

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