02. Februar 2021

Osdorf, wünsch dir was!

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02. Februar 2021

Dieser Artikel ist eine Veröffentlichung aus unserem Geschäftsbericht 2019.

Wenn der Mitgliedervertreter Stephan Knothe auf seinem Balkon am Landpflegeheim 8 steht, blickt er stolz auf einen der beliebtesten Spielplätze in der Gegend. »Ich freue mich jeden Tag, wenn ich sehe, wie gerne sich die Kinder dort aufhalten«, erzählt er. »Manche wohnen nicht mal in der Gegend und kommen extra zum Spielen hierher!« Stephan Knothe hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieser Spielplatz heute so beliebt ist. Denn der Bau ist das Resultat einer Maßnahme, die aus dem BVE-Verfügungsfonds finanziert wurde.

Jedes Jahr stellt der BVE seinen Mitgliedervertreterinnen und -vertretern ein Budget in Höhe von rund 400.000 Euro zur Verfügung, womit Projekte zur Verschönerung der Wohnanlagen umgesetzt werden können. Über dieses Budget, den Verfügungsfonds, können die rund 125 Mitgliedervertreterinnen und -vertreter bestimmen und ihre Wohnanlagen auf diese Weise mitgestalten.

Zehn Jahre Mitspracherecht

Seit zehn Jahren gibt es den Verfügungsfonds beim BVE. »Es geht uns dabei um genossenschaftliche Werte, Mitbestimmung und Gemeinschaft. Wir möchten zusammen überlegen, wie wir die Lebensqualität innerhalb der Quartiere verbessern können«, erzählt André Petretti aus dem Bestandsmanagement.

Das ganze Jahr über können Vertreterinnen und Vertreter als Sprachrohr ihrer Wohnanlage Ideen einbringen, wie der Verfügungsfonds in ihrem Viertel genutzt werden soll. Die Vorschläge werden von den Mitarbeitenden des Bestandsmanagements gesammelt und geprüft. »Dabei kommen die unterschiedlichsten Maßnahmen zusammen«, erzählt André Petretti, Mitarbeiter im Bestandsmanagement des BVE. »Klassiker sind der Bau von Fahrradhäuschen und Fahrradständern oder die Sanierung von Treppenhäusern.«

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Mehrheitliche Entscheidungen treffen

Die Ideen für die einzelnen Wohnanlagen werden bei einem jährlichen Termin mit den Mitgliedervertreterinnen und -vertretern, den Mitarbeitenden des Bestandsmanagements sowie den Hausmeistern besprochen.

Im Oktober 2019 fand in Osdorf ein solcher Verfügungsfonds-Termin statt. Im Hausmeisterbüro am Blomkamp 60 erwarteten André Petretti und Andreas Deinert aus dem Technischen Bestandsmanagement des BVE, die Hausmeister Jörg Badke und Detlef Kowitz sowie die Auszubildende Liliane Koch die fünf Mitgliedervertreterinnen und -vertreter des Quartiers: Elke Hoins, Stephan Knothe, Hans-Dieter Meinken, Heiko Meyer und Ellen Wetzel.

Das gemeinsame Ziel: eine mehrheitliche Entscheidung über die eingereichten Maßnahmen zu treffen. »Wir haben viele Wünsche entgegengenommen, die wir jetzt Stück für Stück durchgehen werden«, startet Andreas Deinert vom BVE den Termin. Eine Menge Aufwand, die aber nötig ist. »Schließlich reden wir hier von Maßnahmen im Wert von knapp 25.000 Euro.«

Bei den Wünschen für das Quartier in Osdorf handelt es sich um

  • ein neues Fahrradhäuschen am Landpflegeheim 39,
  • eine Schranke mit Fernsteuerung für einen Parkplatz am Landpflegeheim 44
  • und eine Neuerung für den kleinen Spielplatz am Knabeweg.

Aber: »Die Schranke für den Parkplatz kommt nur denen zugute, die die Parkplätze auch nutzen. Normalerweise ist das also keine Sache für den Verfügungsfonds«, so die Mitgliedervertreterinnen und -vertreter. Das sieht der BVE auch so: »Wir werden die Maßnahme deswegen nur zum Teil durch den Verfügungsfonds realisieren«, erklärt Andreas Deinert. »Den Rest bezahlt der BVE. « Die Vertreterinnen und Vertreter stimmen dem Vorschlag zu. Im nächsten Schritt wird der BVE auf die betroffenen Mitglieder zugehen und sie per Umfrage über den Bau der Schranke entscheiden lassen.

»Keine Feier ohne Meyer«

Ein Wunsch, der sehr schnell Zustimmung findet, ist die Finanzierung eines Nachbarschaftsfestes. Mitgliedervertreter Heiko Meyer hat schon den perfekten Anlass dafür recherchiert: das 20-jährige Bestehen des Lübbersmeyerweges. 500 Euro stellt der BVE Heiko Meyer für die Organisation des Festes, das im Sommer 2020 stattfinden soll, zur Verfügung. Bereits im letzten Jahr hatte er erfolgreich eine Party ausgerichtet. »Keine Feier ohne Meyer«, kommentieren die Vertreterkolleginnen und -kollegen.

Der Rundgang

Nachdem das Team des Verfügungsfonds alle Ideen mündlich besprochen hat, schaut es sich direkt vor Ort an, wo die Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Die Platzierung des Fahrradhäuschens am Landpflegeheim 39 ist schnell entschieden. Nur das Material wird diskutiert: »Holz oder Blech?« Optisch sei Holz schöner, da sind sich alle einig, aber Jörg Badke und Detlef Kowitz weisen darauf hin, dass das Holz ständige Pflege brauche und deshalb die schlechtere Lösung sei. Das klingt für alle schlüssig und mehrheitlich wird das Fahrradhäuschen aus Blech freigegeben.

Auf dem Weg weiter in den Knabeweg passiert die Gruppe ein Wohnhaus, dessen Bewohnerinnen und Bewohner sich einen neuen Anstrich des Treppenhauses wünschen. »Das haben wir im Rahmen einer Großmaßnahme sowieso geplant. Also muss der Anstrich nicht vom Verfügungsfonds bezahlt werden«, erklärt Jörg Badke.

Vertreterin Elke Hoins wünscht sich, das Spielhaus am Knabeweg frisch anstreichen zu lassen. Vor Ort stellt die Gruppe fest, was die Hausmeister schon vermutet hatten: Das Haus ist marode und ein Anstrich nicht möglich. Schnell einigt sich die Gruppe darauf, ein neues Häuschen bauen zu lassen und den Mini-Spielplatz um eine Schaukel zu erweitern.

Dankbarkeit auf beiden Seiten

Zurück auf dem Weg zum Hausmeisterbüro merkt man den Vertreterinnen und Vertretern die Zufriedenheit über die Ergebnisse des Termins an. Stephan Knothe schwelgt in Erinnerungen, als die Gruppe die Wohnungen am Landpflegeheim 8 passiert. »Sehen Sie das da?«, sagt er und zeigt auf ein kleines Häuschen mit Glastüren, in dem sich Bücher befinden. »Das war eine meiner Ideen und wurde auch über den Verfügungsfonds finanziert. Die Menschen aus der Nachbarschaft können dort gegenseitig Bücher und andere Kleinigkeiten austauschen.«

Die Vertreterinnen und Vertreter nehmen ihre Aufgabe ernst und wissen das Engagement des BVE zu schätzen. Auch die Mitarbeitenden des BVE sind zufrieden: »Das Vertreter-Team ist äußerst engagiert hier in Osdorf. In manchen Quartieren haben wir Schwierigkeiten, überhaupt alle an einen Tisch zu bekommen«, erzählt André Petretti vom BVE. Und was passiert, wenn die Maßnahmen umgesetzt sind, aber noch Geld übrig ist? »Dann hören wir uns noch mal um, ob die Vertreterinnen und Vertreter noch Ideen haben.« Fest steht: In Osdorf gibt es genug gute Ideen. Und im Zweifelsfall organisiert Herr Meyer wieder eine Feier.