11. Oktober 2022

Ein Leben mit der Kunst

11. Oktober 2022

Er ist studierter Schauspieler, ausgebildeter Lithograf, Maler, Autor, Lehrer und Vater: BVE-Mitglied Daniel Haw. Seit 28 Jahren lebt er beim BVE in einer Wohnung im Quartier Altona-Altstadt. Im Gespräch mit der BVE aktuell erzählt Haw von seinem besonderen Werdegang, den schönen Künsten und seinem Leben in Altona.

Wie schon sein Vater studierte Daniel Haw nach seinem Abitur und einer Ausbildung zum Lithografen Schauspiel. Drei Jahrzehnte lang blieb er der Welt des Theaters als Schauspieler und Regisseur treu. 1998 gründete er das erste jüdische Theaterhaus in Deutschland nach dem Holocaust: das Theater Schachar, hebräisch für Morgendämmerung. Bereits während des Betriebs schrieb Daniel Haw seinen ersten Roman und widmete sich der Malerei – Künste, die ihn seit seiner Jugend begleiteten.

»Das künstlerische Nirwana ist mir zu gefährlich«
2006 musste das Theater Schachar schließen. »Durch die jahrelange Arbeit mit jungen Schauspieler:innen entwickelte ich über die Zeit eine pädagogische Leidenschaft, die über den Theaterbereich hinauswuchs«, erzählt Daniel Haw. Diese Leidenschaft führte ihn zu seiner ersten Lehrtätigkeit an einem Gymnasium und einer Realschule als Lehrer für darstellendes Spiel. Mittlerweile ist er seit neun Jahren an einer Hamburger Stadtteilschule fest angestellt und hat sein Portfolio um die Fächer Rhetorik und Philosophie erweitert. »Diese Arbeit ist zu einer großen Leidenschaft gewachsen«, erzählt er. »Ich benötige den Kontakt zu Menschen und durch die Jugend bin ich stets am Puls der Zeit. Das brauche ich gerade fürs Schreiben. Ich möchte das abgeschottete Künstlerleben nicht verteufeln, andere können das, aber ich benötige den Bezug zur realen Welt. Das künstlerische Nirwana ist mir zu gefährlich.« 

Wirtschaftliche Sicherheit und künstlerisches Schaffen
Die Malerei und das Schreiben haben trotz oder auch wegen der Lehrtätigkeit einen festen Platz in Haws Leben: »Zum einen habe ich ein starkes pädagogisches Bedürfnis, zum andern bildet die wirtschaftliche Sicherheit auch das Fundament für mein künstlerisches Schaffen. Wenn man schreiben oder malen muss, um zu überleben, dann ist nicht unbedingt garantiert, dass gute Kunst entsteht.« Doch ein Freizeitkünstler ist Haw nicht: Er verkauft seine Bilder und Bücher, arbeitet als Illustrator und erhält Tantieme für seine Theaterstücke. Momentan arbeitet Haw an einem Buch, das Gespräche zwischen ihm und seinem Fahrrad beschreibt. Die »Velo-Dialoge« – so der Arbeitstitel – sollen ein philosophisches und humoriges Werk werden. 

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Zuhause, Arbeitsstätte, Inspirationsquelle
Für Daniel Haw ist der richtige Ort für sein kreatives Schaffen ein wichtiges Thema. »Man muss herausfinden, ‚wie funktioniere ich am besten?‘, das sage ich auch meinen Schülerinnen und Schülern. Dabei spielt der Ort eine wichtige Rolle.« Als Haw noch als Schauspieler tätig war, lernte er die Texte in seiner BVE-Wohnung direkt am Wohnzimmerfenster mit Blick auf den August-Lütgens-Park. »Ich schaue in den Park hinein, es ist ruhig und grün, die Elbe ist in der Nähe und die Vögel zwitschern. Das ist schon Inspiration genug«, erzählt er. 

Für das genossenschaftliche Wohnen hat sich Haw bewusst entschieden. Er schätzt das genossenschaftliche Prinzip und dessen soziale Komponente: »Ich habe hier das Gefühl, man ist nicht einfach nur irgendein Mieter für einen fremden Vermieter.«  

Hamburgensien
Zum Malen verlässt Haw gerne die eigenen vier Wände. Er malt fast ausschließlich mit Aquarell – für ihn die höchste Kunst, denn Aquarellfarben sind im Gegensatz zu Acryl und Öl nicht zu korrigieren. »Das ist eine Herausforderung. Und die brauche ich auch.« Haw malt immer, wenn es zeitlich passt, doch ein Bild ist zeitlich festgelegt: Am 01.01. jedes neuen Jahres fährt er gegen 18 Uhr durch das abendliche Hamburg und sucht sich ein Motiv für sein traditionelles Neujahrsbild. 2022 war es das Altonaer Rathaus. 

Wie das Wagenrennen im alten Rom
Bei der Frage, wie die Lehrtätigkeit, das Malen und Schreiben miteinander vereinbar seien, hat Daniel Haw ein konkretes Bild im Kopf: »Stellen Sie sich ein römisches Wagenrennen vor. Der Wagen wird von drei Pferden gezogen. Sie stehen nebeneinander. Das eine kann durchaus mal etwas langsamer arbeiten, denn dann ziehen die anderen mit. Und so ähnlich läuft es auch mit meiner Arbeit.«

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BVE Mitglied Daniel Haw

 

Möchten Sie mehr über Daniel Haw erfahren?
Dann besuchen Sie seine Website unter www.danielhaw.de