Energetisches Quartierskonzept Tinnumer Weg
Hintergrund
Um die Energiewende voranzubringen und das Klima zu schützen, gehören das Einsparen von Energie, die Steigerung der Energieeffizienz und die Minderung der Treibhausgasemissionen zu den zentralen Aufgaben. Im Gebäudebereich, insbesondere in der Wärmversorgung, liegen dabei große Potenziale in der Einsparung der Treibhausgase.
Bis 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral werden, sprich es sollen Netto keine weiteren klimaschädlichen Gase in die Atmosphäre gelangen. Das bedeutet, dass die von Menschen verursachten klimaschädlichen Gase maximal der Menge entsprechen dürfen, die durch sogenannte CO2 Senken (bspw. Wälder) aufgenommen werden können.
Um dieses Klimaschutzziel zu erreichen und auch in Billstedt umzusetzen, muss der Fokus auf die Potenziale gesamter Bestandsquartiere anstelle einzelner Gebäude gelegt und die Kräfte gebündelt werden. Mit Hilfe des Förderprogramms KfW 432 „energetische Stadtsanierung“ haben sich der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) und die Hansa Baugenossenschaft eG (HANSA) mit Unterstützung der Averdung Ingenieure und Berater GmbH intensiv mit den Gebäuden in der Großwohnsiedlung Tinnumer Weg / Kaltenbergen beschäftigt.
Wo liegt das Quartier?
Das Quartier Tinnumer Weg/Kaltenbergen liegt im Hamburger Stadtteil Billstedt. Auf einer Fläche von ca. 26 ha umfasst es ungefähr 1.100 bestehende Wohnungen und bietet damit Wohnraum für eine Vielzahl an Menschen. Im Quartier befinden sich viele große Mehrfamilienhäuser und zwei Hochhäuser. Die Gebäude der Hansa Baugenossenschaft liegen dabei im nördlichen Teil und die des BVE im südlichen Teil des Quartiers. Verbunden sind die beiden Teile des Quartiers durch einen kleinen Park.
Das Quartier wird im Osten durch die A1 und im Westen durch die U-Bahnhaltestelle Steinfurther
Allee begrenzt.
Was ist ein Quartierskonzept?
Das Ziel eines Quartierskonzepts ist die ganzheitliche Betrachtung eines Stadtviertels. Dabei werden Fragen beantwortet wie: Wie viel Strom/Wärme wird im Quartier verbraucht und wie viele Treibhausgasemissionen entstehen dadurch? Wie bewegen sich die Bewohner:innen fort und wie sind die Grünflächen gestaltet? Nach der Bestandaufnahme werden die Potenziale zur Minderung der Emissionen ganzheitlich erhoben und einzelne umsetzungsorientierte Maßnahmen formuliert. Hierbei bedeutet ganzheitlich, dass in der Erhebungsphase möglicher Minderungspotentiale von Emissionen auch die berücksichtigt werden, die in der Produktion von bspw. Dämmstoffen verursacht werden, die sogenannten grauen Emissionen.
Dabei betrachtet die energetische Quartierssanierung fünf Handlungsfelder:
- Optimierung der Wärmeversorgung
- Gewinnung und Nutzung von regenerativen Energien
- Energetische Modernisierung der Gebäude
- Klimafreundliche Mobilität
- Klimafolgenanpassung
Was sind die vorläufigen Ergebnisse in diesem Quartier?
BVE und HANSA verfolgen gemeinsam die gleiche Strategie zur Erreichung ihrer Klimaschutzziele sowie zur Realisierung der Energiewende. In dieser Strategie bildet die Realisierung einer effizienten und klimaschonenden Wärmeerzeugung sowie deren Verteilung das Kernstück.
Zu dieser Strategie gehören weitere Bausteine, wie die Realisierung von PV-Mieterstrom überall dort, wo es möglich ist oder aber auch die Realisierung von Energieeinsparpotentialen an der Außenhülle der Gebäude.
Für mögliche Einsparmaßnahmen an der Gebäudehülle bewerten beide Genossenschaften die Gebäude ihres gesamten Bestandes. Dabei wird jedes Bauteil der Gebäudehülle (bspw. Fenster, Dach, Fassade, etc.) im Detail bewertet. Als Grundlage der Entscheidung möglicher Maßnahmen dienen insbesondere folgende Kriterien:
- technischer Ist-Zustand
- voraussichtlich noch zur Verfügung stehende restliche Nutzungsdauer
- mögliche Energie- und CO2-Einsparungen, abzgl. der Emissionen bei der Herstellung der neuen Bauteile (graue Emissionen)
Die Untersuchung in Billstedt hat gezeigt, dass ein eigenes lokales Wärmenetz schwer realisierbar ist, weshalb für eine zukünftig nachhaltige Wärmeversorgung in den nächsten Jahren von Gasheizungen auf Fernwärme umgestellt werden soll. Dieses entspricht auch der Strategie des Bundes sowie der FHH zur Wärmewende. Bei der die Fernwärme eine Schlüsselrolle einnimmt, da sie im urbanen Raum die Möglichkeit der Sektorenkoppelung sowie die Einbindung unterschiedlicher Erneuerbarer Energien bietet.
Auch Aufgrund von technischen Notwendigkeiten wird der BVE zusätzlich die Gebäudehülle der Liegenschaft am Tinnumer Weg energetisch modernisieren.
Die Hansa bewertet aktuell die Gebäudehüllen ihrer Gebäude im Quartier und wird möglichen Maßnahmen, auf Basis der zuvor genannten Kriterien, planen.
Zusätzlich soll das Angebot an E‑Mobilität im gesamten Quartier ausgebaut und Maßnahmen zur Entsiegelung von Flächen für eine bessere Versickerung bei Starkregen geprüft werden.
Beteiligung?
Sie sind Bewohner:in des Quartiers und haben weitere Ideen zur Quartiersentwicklung? Melde Sie sich gerne per Telefon oder per E-Mail bei uns.